Nachteile einer 100% Finanzierung

Nachteile einer 100% Finanzierung

In vergangenen Zeiten bekamen Bauherren und Käufer, die kein Eigenkapital besaßen, kaum ein Hypothekendarlehen. Diese Zeiten haben sich geändert und mittlerweile bieten viele Geldhäuser, vor allem ausländische Banken, in zunehmendem Maß Darlehen an, die eine 100% Finanzierung möglich machen. Das heißt für den Bauherrn oder Immobilienkäufer letztendlich er kann sich theoretisch den Traum von den eigenen vier Wänden ohne Eigenkapital erfüllen. Es muss nicht vorher gespart werden, was vielen jungen Leuten, die es nicht gelernt haben, mit Geld umzugehen, besonders schwer fällt. Verbraucherschützer schlagen schon heute Alarm und betrachten diese Entwicklung mit Sorge und Skepsis. Die goldene Finanzierungsregel, dass so viel Eigenkapital wie möglich eingebracht werden sollte und so wenig Darlehen, wie möglich aufgenommen werden sollte, gilt jetzt nicht mehr.

Mit der 100% Finanzierung im Immobilienbereich sollen vor allem junge Familien angesprochen werden, die auch mit einem geringen Jahresbruttoeinkommen eine Finanzierung bekommen und sich so der Weg in die eigenen vier Wände öffnet. Doch diese 100% Finanzierung ist nicht nur der Weg in die eigenen vier Wände, es kann auch der Weg in die Schuldenfalle sein. Der Weg in die private Insolvenz ist bei solcher Art der Immobilienfinanzierung nicht weit. Die Gefahr bei einer Finanzierung gänzlich ohne Eigenkapital ist groß, dass bei einer Zwangsversteigerung des Eigenheims immer noch ein großer Schuldenberg für den ehemaligen Eigentümer übrig bleibt, an dem er unter Umständen sein Leben lang zu zahlen hat. In der Regel ist eine Finanzierung ohne Eigenkapital nur für Leute geeignet, die über ausreichendes Vermögen verfügen oder aber über ein ausreichend hohes und gesichertes Einkommen, wie das beispielsweise bei Beamten der Fall ist.

Das sind jedoch kaum die Leute, die auf eine 100% Finanzierung angewiesen sind. Hier sind oft junge Familien interessiert, die Kinder haben, von denen nur einer berufstätig ist und die bisher keine Rücklagen bilden konnten. Das ist die Zielgruppe, denen von Maklern oder Baugeldvermittlern die 100% Finanzierung schmackhaft gemacht wird, ohne sozusagen auf „die Risiken und Nebenwirkungen“ einer solchen Finanzierung aufmerksam zu machen. Nicht ohne Grund verhalten sich deutsche Hypothekenbanken oft noch anders und finanzieren nur maximal 60 bis 80 Prozent des Kaufpreises. Hier wird das Risiko einkalkuliert, dass der Darlehensnehmer in finanzielle Schwierigkeiten kommen könnte und sein Darlehen nicht mehr bedienen kann.

Durch die Beleihungsgrenze wird zumindest von der Bank die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass bei einer Zwangsversteigerung der offene Schuldsaldo mit dem Verkaufserlös gedeckt werden kann. Natürlich sind die Zinsen bei einer 100% Finanzierung um einige Zehntelprozentpunkte höher und die Kunden werden über eine sehr lange Zeit an den Finanzierer gebunden. Selbst nach einer 15-jährigen Zinsbindung sind die noch verbleibenden Schulden immens hoch und es muss über zwei oder drei weitere Runden finanziert werden. Letztlich kostet ein 150.000 Euro Haus den Besitzer dann 400.000 Euro oder mehr.

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