Österreich ist wie Deutschland auch sowohl Mitglied in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (kurz: OECD) als auch in der Europäischen Union. Insbesondere im Rahmen der Europäischen Union, die schließlich vor allem der Schaffung eines einheitlichen Europäischen Binnenmarktes gewidmet ist, entfallen somit jegliche gesetzliche Regelungen, die ein Hindernis für den grenzüberschreitenden Handel darstellen könnten. Das gilt auch für den Kapitalverkehr, der schließlich durch eine eigene Europäische Grundfreiheit, die so genannte Kapitalverkehrsfreiheit, geschützt wird. Jegliche Regelungen, die irgend geeignet sind, den Handel zwischen Österreich und Deutschland zu stören, sind daher zu beseitigen, sodass im Idealfall absolute Kapitalexport- und Importneutralität zu herrschen hat. Insofern ist auch die Geldanlage in Österreich für jeden deutschen Anleger möglich. Repressalien, die diese Anlage verhindern, erschweren oder weniger vorteilhaft wirken lassen sind nicht zulässig.
Dabei gewinnt die Geldanlage in Österreich vor allem vor dem Hintergrund des stetig schwindenden deutschen Bankgeheimnisses, sofern man überhaupt noch von einem solchen im rechtlichen Sinne reden kann, an Bedeutung. Während in Deutschland die Entwicklung der letzten Jahre zu einem kaum noch existenten Bankgeheimnis geführt hat, die Banken sind etwa verpflichtet, jeden Gewinn des Anlegers direkt an das Finanzamt zu melden und auch direkt die geschuldete Steuer abzuführen, ist dieses in Österreich unverändert stark. Anleger in Österreich profitieren also zunächst von diesem Bankgeheimnis, was seinen Namen tatsächlich noch verdient. An der starken Stellung des österreichischen Bankgeheimnis konnten dabei nicht einmal diplomatische Bemühungen der deutschen Regierung, die hier die Möglichkeit einer Steuerhinterziehung witterte, rütteln, ist dieses doch sogar in der österreichischen Verfassung begründet.
Für viele Anleger ist dieser Umstand ein starker Grund für die Geldanlage in Österreich. Dabei geht es dem gewöhnlichen Anleger nicht einmal um die oftmals befürchtete Steuerhinterziehung. Vielmehr werden die Einkünfte ordnungsgemäß auf der Einkommensteuererklärung angegeben und versteuert. Zu einer Doppelbesteuerung kann es aufgrund eines OECD Doppelbesteuerungsabkommen und verschiedener europarechtlicher Abkommen nicht kommen, sodass kein steuerlicher Nachteil droht. Vielmehr besteht bei den deutschen Anlegern ein generelles und durchaus auch begründetes Unbehagen bei dem Gedanken der völligen Prominenz ihrer Konten. Schließlich möchten nicht alle Anleger, dass jeder beliebige Finanzbeamter nach Gutdünken in ihren Konten herumschnüffeln kann ohne dafür gesonderte Kompetenzen zu erbringen.
Privatsphäre ist schließlich auch in nicht unsensiblen Bereichen wie der privaten Vermögensverwaltung angebracht. Dieser Umstand treibt zahlreiche Anleger nach Österreich, welches damit auf Platz 3 der beliebtesten Anlageländer der deutschen aufgestiegen ist. Bemerkbar macht sich dies etwa im grenznahen Kleinwalsertal, wo mittlerweile die höchste Bankendichte der Welt herrscht. Hier kämpfen ganze sechs Banken explizit um deutsche Kundschaft, sodass diese nicht nur eine höhere Privatsphäre dank dem österreichischen Bankgeheimnis erhält, sondern auch Konditionen, die nicht selten wesentlich besser sind als die von vergleichbaren Produkten auf dem inländischen Finanzmarkt.