Mit dem Leitzins wird von der Europäischen Zentralbank ein Zinssatz festgelegt, mit dem die Geldpolitik gesteuert wird. Der Leitzins legt die Konditionen fest, mit denen sich die Banken Geld bei der Zentralbank leihen können. Die Höhe des Leitzinses bestimmt dann auch den Zinssatz, den die Banken verlangen, wenn sie Kredite an Verbraucher weitergeben und den Zinssatz, den sie bezahlen, wenn Kunden Geld anlegen. Das Ziel der EZB besteht darin, die Inflationsrate so niedrig wie möglich zu halten und für ein stabiles Niveau der Preise zu sorgen. Dabei sollen die Preissteigerungen nach Möglichkeit auf unter zwei Prozent begrenzt werden. Die EZB gibt sozusagen den Preis vor, zu dem das Geld eingekauft werden kann. Mit einem entsprechenden Aufschlag bieten die Banken dann wiederum das Geld ihren Kunden in Form von Krediten an.
Bei einer Zinserhöhung, so wie bei der Letzten im Juli 2008 um 0,25 Basispunkte, geben die Banken dann die gestiegenen Zinsen an die Kunden weiter. Die Zinsen für den Dispositionskredit steigen, die Zinsen für Verbraucherkredite steigen und auch Baugeld wird teurer. Parallel dazu wird aber das Sparen belohnt, die Zinsen für Spareinlagen wie Tagesgeld steigen. Das hat theoretisch zur Folge, dass weniger Kredite aufgenommen werden und wieder mehr gespart wird, weil das attraktiver ist. Wenn weniger konsumiert wird, sinkt die Nachfrage nach Konsumgütern und Dienstleistungen und die Hersteller sind gezwungen, ihre Preispolitik zu verändern. Es sinken die Kurse der Aktien und die Verzinsung der Anleihen steigt, das hat zur Folge, dass das Geldvermögen der Besitzer von Aktien und Investmentfonds sinkt.
In der Folge wird der Konsum eingeschränkt. So kann die Erhöhung der Leitzinsen die Nachfrage etwas einschränken, die Inflation kann gedämpft werden. Sogar der Export wird verringert. Die Zinserhöhung führt zu einer Wertsteigerung des Euros, Waren aus Europa werden im Ausland teurer, Importe werden preiswerter. Auch das bremst den Druck auf die Preise. Die Erhöhung der Leitzinsen hat sogar Auswirkung auf den Arbeitsmarkt, die Nachfrage nach Arbeitskräften sinkt. Dem Leitzins ist demzufolge eine große volkswirtschaftliche Bedeutung beizumessen, deren Ausmaße viele Verbraucher im Einzelnen nicht kennen. Zinserhöhungen sind positiv für Sparer, besonders im Bereich Tagesgeld, weil hier die höheren Zinsen kurzfristig weitergereicht werden.
Auch die Anhebung der Zinsen für den Dispo wird für den Verbraucher sofort spürbar. Wer in Hochzinsphasen einen Baukredit aufnimmt, sollte die Zinsbindung nicht all zu lange festschreiben und auf niedrigere Zinsen setzen. Ob die EZB mit der letzten Zinserhöhung ihr Ziel erreicht, bleibt abzuwarten. Senkt die EZB den Leitzins und der Markt ist in einer Niedrigzinsphase, dann sind lange Zinsbindungsfristen beim Baudarlehen vorteilhafter. Eher negativ wirkt sich das auf Sparer aus. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass eine Zinssenkung sofort zur drastischen Senkung der Zinsen beim Tagesgeld führen würde, dann würden die Banken ihre Kunden schnell wieder verlieren.