Die Zinsen, die der Bankkunde für die Anlage auf einem Festgeldkonto mit einjähriger Laufzeit erhält, sind meistens höher als die Zinsen, die für längerfristige Anlagen zu erzielen sind. Grund dafür ist die Ungewissheit der Banken, wie sich die Zinsen mittelfristig entwickeln werden. Seit etwa einem Jahr lässt die Europäische Zentralbank den Leitzins bei unverändert 4 Prozent. Zwar wurden immer wieder Vermutungen geäußert, dass eine Erhöhung auf 4,25 und in einem zweiten Schritt auf 4,5 Prozent in der nächsten Zeit zu erwarten seien, aber trotz der hohen Inflation von über 3 Prozent sind diese vorher gesagten Zinserhöhungen bisher ausgeblieben. Es war die Finanzmarktkrise in den USA, die längst auch auf Europa übergegriffen hat, die die Chefs der Zentralbank dazu veranlasst hat, vorerst auf Erhöhungen des Leitzinses zu verzichten.
Eine Zinserhöhung würde nämlich für die Unternehmen bedeuten, dass sich die Kreditzinsen erhöhen. Das wiederum hätte zur Folge, dass viele Firmen notwendige Investitionen zurück stellen müssten und die Wirtschaftsleistung zurück gehen würde. Die Banken, die im letzten Jahr noch davon ausgehen konnten, dass die Zinsen sich weiter nach oben entwickeln werden, sind vorsichtiger geworden. Gab es im letzten Jahr noch vermehrt Angebote von Geldinstituten, die für Festgeld, das für mehr als ein Jahr angelegt wurde, höhere Zinsen versprachen, so hat sich die Situation inzwischen umgekehrt. Die höchsten Zinsen bekommt man meistens nur für kurze Zeit, für ein halbes bis ein Jahr. Wer sein Geld für mehrere Jahre fest anlegen will, bekommt für die Folgejahre in den meisten Fällen einen etwas niedrigeren Zinssatz als für die einjährigen Anlagen.
Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass die Banken davon ausgehen, dass sich die Zinsen eher nach unten als nach oben entwickeln werden, wenn sie nicht auf dem bisherigen Stand von 4 Prozent stehen bleiben. Würde für die nächsten Jahre eine Erhöhung des Leitzinses erwartet, würden die Banken auf mehrjährige Festgeldanlagen höhere Zinsen gewähren als auf einjährige, um mit dem Geld der Kunden für länger Zeit wirtschaften zu können. Die Zinsen für Festgeld über ein Jahr liegen bei vielen Banken erheblich über dem Leitzins. Der mögliche Gewinn von neuen Kunden ist es den Geldinstituten wert. Natürlich holen die Banken sich den Verlust durch die Gewährung von hohen Zinsen wieder rein. Das geschieht meistens dadurch, dass sie die Zinsen erniedrigen, wenn die Zeit abgelaufen ist, für die sie Topp Zinsen garantiert haben.
Bei Tagesgeld kann die Bank die Zinsen bei Bedarf senken; bei Festgeld geht das nicht. Die Zinsen für Festgeldanlagen sind nicht variabel, sondern gelten für die Dauer der gesamten Laufzeit. Die Banken müssen deshalb Jahre im Voraus fest legen, wie viele Zinsen sie für mehrjährige Anlagen zahlen wollen. Da verwundert es nicht, dass sie vorsichtshalber niedrigere Zinssätze fest legen, wenn nicht auszuschließen ist, dass das allgemeine Zinsniveau in den nächsten Jahren fallen wird.