Die Zinsen steigen wenn der Leitzins durch die EZB erhöht wird

Die Zinsen steigen wenn der Leitzins durch die EZB erhöht wird

Die Sitzungen der Europäischen Zentralbank werden jedes Mal mit Spannung erwartet. Alle Anleger warten darauf, zu erfahren, ob eine Veränderung des Leitzinses beschlossen wird. Der Leitzins beeinflusst nämlich nicht nur die Kreditzinsen, sondern auch die Höhe der Sparzinsen. Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Banken und Sparkassen bei der Notenbank Geld leihen können. Zur Zeit beträgt er vier Prozent. Eigentlich hatte man erwartet, dass die EZB die Leitzinsen noch weiter anheben würde. Die meisten Analysten gingen vor einem Jahr noch davon aus, dass es bis Ende 2007, Anfang 2008 noch zwei Erhöhungen um jeweils 0,25 Prozent geben würde. Nach damaliger Schätzung müsste der Leitzins für den Euroraum damit mindestens 4,5 Prozent betragen.

Die Finanzmarktkrise hat aber einen Strich durch all diese Rechnungen gemacht. In den USA hat man die Zinsen in mehreren Schritten auf aktuell 2 Prozent gesenkt, als klar wurde, welch gewaltiges Ausmaß die Fehlspekulationen der Banken auf die gesamte Wirtschaft haben würde. Auch Europa wird beeinflusst von den Problemen in Amerika, denn die europäischen Geldinstitute sind in die dortigen Geschäfte involviert. Allmählich werden die Schreckensbotschaften von den Banken etwas weniger, aber es ist klar, dass die europäische und die deutsche Wirtschaft weniger stark steigen werden als vor der Krise angenommen. Nur wegen der hohen Inflation hat die Europäische Zentralbank den Leitzins bisher nicht gesenkt. Diese Maßnahme wäre geeignet, das Wirtschaftswachstum zu stabilisieren, da die Kredite sich verbilligen würden.

Die hohen Kosten für Energie und nun auch für Lebensmittel treiben die Inflation in die Höhe, die schon über drei Prozent gelegen hat. Wenn man berechnet, wie viel das gesparte Geld an Zinsen einbringt, muss man diese Inflation immer mit berücksichtigen, denn um den Realzins zu erhalten, muss man vom Nominalzins die Inflationsrate abziehen. Bekommt man beispielsweise auf ein Tagesgeldkonto vier Prozent Zinsen und beträgt die Inflationsrate drei Prozent, beträgt der Realzins nur ein Prozent. Die Erhöhung des Leitzinses wirkt sich gerade bei diesen kurzfristigen Geldanlagen aus. Längerfristige Darlehen oder Festgeldanlagen dagegen profitieren von dieser Erhöhung nicht. Die einmal vereinbarten Zinsen gelten ja für den gesamten Anlagezeitraum. Wer sein Geld aber nur kurzfristig anlegt, kann sich auch über steigende Guthabenzinsen freuen.

Die Banken erhöhen diese Zinsen allerdings meist mit einiger Verzögerung, während die Kreditzinsen sehr rasch angehoben werden. Schließlich ist die Differenz zwischen Sparzinsen und Kreditzinsen Gewinn für die Banken. Zur Zeit ist es schwierig, sich für die richtige Anlageform zu entscheiden, da es noch so viele Unsicherheiten bezüglich der weiteren Konjunkturentwicklung und der Geldmarktpolitik gibt. Bei Geldanlagen über mehrere Jahre besteht die Gefahr, dass man jetzt einen niedrigeren Zinssatz erhält als ein paar Monate später. In letzter Zeit wurde bekannt, dass die Europäische Zentralbank an eine Erhöhung des Leitzinses denkt. Vielleicht sollte man die nächsten Monate abwarten, bevor man sein Geld längerfristig anlegt und es erst mal auf einem Tagesgeldkonto parken.

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