Ein Leben hoch verschuldet führen - was bedeuted das im Alltag?

Ein Leben hoch verschuldet führen - was bedeuted das im Alltag?

Wer sich hoch verschuldet hat, seine Verpflichtungen nicht bezahlen kann und eventuell schon private Insolvenz anmelden musste, der hat kein leichtes und einfaches Leben mehr. Die private Insolvenz muss beim Amtsgericht beantragt werden und die Restschuldbefreiung setzt voraus, dass der Schuldner sich sechs Jahre lang wohl verhält. Und dieses Wohlverhalten ist für viele hoch verschuldete, die vorher oft total über ihre Verhältnisse gelebt haben, oft das größte Problem. Die Verschuldeten sind verpflichtet, in dieser Zeit alles Geld, was über die Pfändungsfreigrenze hinausgeht und ihnen zur Verfügung steht, zur Begleichung ihrer Schulden zu verwenden. Wer arbeitslos ist, muss sich um Arbeit bemühen und diese Bemühungen auch nachweisen. In der Wohlverhaltensphase dürfen keine Kredite aufgenommen werden und überhaupt muss ein sehr bescheidenes und unauffälliges Leben geführt werden.

Viele Menschen, die hoch verschuldet sind, besitzen nicht einmal mehr ein eigenes Konto, da ihres gepfändet wurde und viele Banken nicht bereit sind, zumindest ein Girokonto auf Guthabenbasis einzurichten. Ohne Girokonto kann nicht am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilgenommen werden, der aber in der Gesellschaft zum Alltag gehört. Viele Schuldner nutzen dann Konten von Verwandten oder Freunden. Wer gar keine Möglichkeit hat, der muss auch noch mit höheren Kosten für Auszahlungen und Überweisungen von Bargeld am Bankschalter rechnen. Wer keine Lastschriften veranlassen und keine Einzugsermächtigungen für Miete und Strom erteilen kann, der muss seine Zahlungstermine manuell überwachen und immer dafür sorgen, dass alle Zahlungen pünktlich den Empfänger erreichen, damit keine erneuten Mahnungen kommen, die eventuell als Nichtwohlverhalten ausgelegt werden können.

Hoch Verschuldete leben zumindest mindestens in der Zeit des Wohlverhaltens am Existenzminimum und sie müssen aufpassen, dass sie alle Einnahmen über der Pfändungsgrenze zur Schuldentilgung verwenden. Der einzige Lichtblick für die Schuldner ist, dass sie am Ende der Wohlverhaltensphase von der Restschuld befreit werden können und das, egal wie hoch diese ist. Egal ob es 3.000 Euro ungetilgte Schulden oder 300.000 Euro ungetilgte Schulden sind. Wer von der Restschuld befreit wird, kann danach noch einmal von vorne beginnen. Besser ist es natürlich, es nicht so weit kommenzulassen. Menschen, die erkennen, dass sie überschuldet sind, das ist der Fall, wenn die monatlichen Einnahmen nicht ausreichen, um die Ausgaben zu decken, können schon vorher etwas tun, indem sie sich einschränken.

Außerdem kann man versuchen zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen, alle möglichen Sparpotenziale im Haushalt erkennen und keine weiteren Schulden machen. Wer allein nicht durchblickt, der sollte sich kompetente Hilfe in einer Schuldnerberatung holen, wer frühzeitig Hilfe sucht, hat die Chance die private Insolvenz zu vermeiden und durch Verhandlungen mit den Gläubigern aus den Schulden rauszukommen. Dazu gehören allerdings immer eiserner Wille und Disziplin und die Bereitschaft, sich helfen zu lassen. Scham und Peinlichkeit sind hier fehl am Platz, dann sind Ehrlichkeit zu sich selbst und Mut gefragt. Ohne das wird das nichts. Es gibt immer Licht am Ende des Tunnels.

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