Investieren in geschlossene Fonds über den Zweitmarkt

Investieren in geschlossene Fonds über den Zweitmarkt

Bis 2005 galten die geschlossenen Fonds jahrzehntelang als eine Kapitalanlage für Besserverdiener. Es lag an den ursprünglichen Merkmalen der geschlossenen Fonds, wodurch sie Normalverdienern vorenthalten blieben. Das ist erstens die sehr hohe Mindestbeteiligung, die zum Beispiel bei 5000 € liegen kann. Zusätzlich zu dieser hohen Mindestbeteiligung ist zudem ein ebenso sehr hoher Ausgabeaufschlag von mindestens 5% zu leisten. So kann der Einstieg in einen geschlossenen Fonds einen Startkapital von stolzen 5250 € erforderlich machen. Dazu kommt die generell sehr lange Laufzeit (bei Schiffsfonds bis 15 Jahren, bei Immobilienfonds bis 20 Jahren) bevor das eingesetzte Kapital frei werden kann. Da die geschlossenen Fonds anders als die offenen kein Sondervermögen, sondern Unternehmen (eine GmbH & Co. KG, eine KG oder eine GbR) sind, werden die Anleger unternehmerisch (größtenteils als Kommanditisten) beteiligt. Wodurch die mögliche Gewinnbeteiligung und die hohe laufende Rendite (Mieteinnahmen) mit dem vollen unternehmerischen Risiko sowie mit allen laufenden (Wartungen) oder unvorhergesehenen (Reparaturen, Renovierungen) Kosten verbunden ist.

Nachteilig ist die lange Laufzeit, vor allem, da eine vorzeitige Rückgabe der Inhaberanteile fast ausgeschlossen ist. Wird diese aus dringenden Gründen doch unausweichlich, entstehen Kosten und sind Verluste hinzunehmen. Zudem kann die jeweilige Gesellschaft auf ihre ausdrückliche Zustimmung eines Wechsels der Inhaberanteile bestehen, im Extremfall diesen sogar ausschließen. Hauptvorteil der Investition in geschlossenen Fond für Besserverdiener war die bis Ende 2005 bestandene Möglichkeit, Verluste als Abschreibungen steuerlich geltend machen zu durften. Mittlerweile ist der Anreiz durch geschlossenen Fonds Steuer zu sparen nicht mehr gegeben. Wegen der überdurchschnittlichen Rendite sind die jedoch weiterhin attraktiv und das nicht mehr allein für Besserverdiener.

Der Kapitalmarkt hat darauf reagiert. Bereits Ende 2004 entstand der erste Zweitmarkt für die geschlossenen Fonds. Die seit der Zeichnung und Schließung eines geschlossenen Fonds investierten Anleger können mittlerweile ihre Anteile doch vorzeitig und das leichter und kostengünstiger veräußern. Neue Investoren können wiederum unkompliziert und ebenfalls viel kostengünstiger als während der Zeichnungsfrist einsteigen, für die "gebrauchten“ Anteile der geschlossenen Fonds sind halb so hohe Ausgabeaufschläge fällig (anstatt der sonst üblichen 5% nur 2,5%). Beide Gruppen Investoren können sich mittlerweile auf zahlreiche Zweitmarkt Plattformen, die Angebot und Nachfrage erfassen, veröffentlichen und als Mittler fungieren, treffen.

Dem Verkäufer stehen hier mehrere Kaufgesuche, dem Käufer mehrere Verkaufsangebote zur Wahl. Insbesondere dem neuen Investor bleibt die mühsame Suche bei den jeweiligen Emittenten erspart. Dabei bieten die Zweitmarkt Plattformen einen Überblick und auch Einstiegsmöglichkeiten der verschiedenen Typen geschlossenen Fonds. Findet der Neueinsteiger den gesuchten Fondstyp nicht, kann er die Betreiber der Plattform kontaktieren und sich von denen bei der Suche unterstützen lassen. Viele Plattformen bieten dem Käufer die Garantie, ihm Fondsanteile zu liefern. Dem Verkäufer bieten sie wiederum einen festen Preis für seine Anteile, ohne dass er auf einen Neueinsteiger warten muss. Da der Zweitmarkt noch nicht geregelt ist, ist es für den Verkäufer vorteilhaft, viele Angebote zu prüfen.

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