Vor einigen Jahren wurden für Deutschland und Europa die neuen Eigenkapitalrichtlinien durch den Baseler Bankenausschuss festgelegt. Seit 2007 gelten diese nun flächendeckend. Die wohl wichtigste Aussage dieser Richtlinien, die nur kurz als Basel II benannt werden, ist die Verhinderung einer Bankeninsolvenz, die durch faule Kredite entsteht. Ähnliches ist jetzt in den USA zu sehen, wo die Banken vielfach Kredite vergeben haben, bei denen die Kreditnehmer jedoch nicht ausreichend überprüft wurden. Daher müssen Kreditinstitute in Europa künftig für jeden Kredit Bargeld hinterlegen, welches bei einer Insolvenz des Kreditnehmers verhindert, dass die Bank in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Eine solche Barhinterlegung ist bereits seit Jahren gängige Praxis. Neu ist jedoch, dass sich die Hinterlegung jetzt nach der Bonität der Kreditnehmer richtet. Je niedriger die Bonität, desto höher ist das Risiko der Bank. Daher müssen für diese Kredite mehr Gelder einbehalten werden. Hierdurch entstehen den Banken natürlich hohe Kosten, die diese mit Zinsaufschlägen von ihren Kunden wieder einfordern. Die Höhe des exakten Zinsaufschlags erfahren Kreditnehmer erst nach der Bonitätsprüfung, also nach der Einreichung aller kreditrelevanten Unterlagen.
Mit Hilfe dieser Unterlagen erstellen die Banken ein internes Scoring. Die Mathematik, die dahinter steht, ist bei jedem Institut verschieden und kann nur sehr selten nachvollzogen werden. In die Berechnung des Scorings gehen in erster Linie die Einkommensdaten mit ein, aber auch die Dauer der Beschäftigung, das Familienverhältnis sowie der Wohnstatus werden berücksichtigt. Weiterhin erfolgt natürlich auch eine Abfrage der Schufa-Daten. Die Schufa führt hierbei selbst für jeden Kunden ein Scoring durch, welches dann von den Banken übernommen wird. Der Wert, der beim Scoring ermittelt wird, liegt zwischen eins und sechs. Ein Score-Wert von eins bedeutet hierbei, dass dem Kreditnehmer eine einwandfreie Bonität bescheinigt wird.
Diese Kunden verfügen demnach über ein sehr hohes Monatseinkommen, Ersparnisse, haben bereits Wohneigentum und bisher noch keine weiteren Kredite aufgenommen. Dies ist jedoch nur bei etwa 1-2% aller Kunden überhaupt der Fall, alle anderen Kunden werden mit einer geringeren Bonität bewertet. Bereits bei einem geringen Abschlag müssen Kreditkunden daher mit einem Zinsaufschlag rechnen. Kaum ein Kunde erhält also die in der Werbung benannten Zinssätze, die die Vergabe von Ratenkrediten bereits ab einem Zins von 3,9% p.a. suggerieren. Somit liegen natürlich auch die monatlichen Kreditraten deutlich über den in der Werbung genannten Summen und sind mitunter in der Haushaltsrechnung gar nicht mehr darstellbar. Es ist daher Vorsicht vor Kreditwerbung geboten, denn erst nachdem alle Unterlagen bei der Bank vorliegen, kann diese ein definitives Angebot abgeben.
Nun stellen sich viele Menschen die Frage, wer überhaupt Ratenkredite beantragt. Wer nämlich über ausreichendes Einkommen verfügt, wird seine Möbel oder den nächsten Urlaub sicher bar bezahlen. All jene jedoch, die sich diese Träume aus dem Einkommen nicht erfüllen können und hierfür Kredit aufnehmen, müssen auch noch mit höheren Zinsen rechnen. Mittlerweile gibt es jedoch einige Institute im Internet, die einen bonitätsunabhängigen Zins bieten. Dieser liegt zwar höher als die von anderen Banken genannten Werbezinssätze, dafür können Antragsteller aber auch sicher sein, dass dieser Zins für sie zutrifft.