Reale und gefühlte Inflation

Reale und gefühlte Inflation

In der Boulevardpresse wird immer wieder behauptet, durch den Euro wäre die starke DM durch eine weiche Währung, nämlich dem Euro ersetzt worden. Immer wenn die Heizölpreise steigen oder das Erdgas teurer wird, reiten die Blätter auf diesem Thema herum. tatsächlich bewegt sich die Inflation in der EU Zone um 2 bis 3 Prozent. So wachsen im Prinzip auch die Löhne, tatsächlich hat der Verbraucher aber den Eindruck, die DM wäre 1:1 in Euro umgewandelt worden. Nur sein Gehalt, das wäre halbiert worden. Es stellt sich die Frage, was denn nun die richtige Blickrichtung ist.

Reale Inflation
Man muss sich hier zunächst die Frage stellen, was Inflation überhaupt ist. Inflation ist der Kaufkraftverlust der Währung. Nun ist die Kaufkraft in freien Wirtschaften eine statistische Große, die von vielen Faktoren abhängt. In freien Wirtschaften hängt der Preis einer Ware vom Angebot und Nachfrage ab. Bei uns sind Mieten zum Teil etwas geregelt, aber ansonsten bestimmt der Markt den Preis für ein Gut. In sozialistischen Ländern werden die Preise festgelegt, man bekommt für einen definierten Preis einen Liter Milch. Wenn es Milch denn gibt. Die Inflation wird vom statistischen Bundesamt bestimmt, dieses versucht möglichst objektiv Veränderungen im Preisgefüge zu bestimmen.

Es wird ein Warenkorb eines Durchschnittsverdieners in einer Durchschnittsstadt gewählt. Die Wahl der Artikel in diesem Korb wird durch Befragungen ermittelt. Allerdings sind die Artikel schon sehr variabel. Einen großen Block des Warenkorbes macht Miete und Transport aus. Dazu kommen Nahrungsmittel. Die Inflation ist dann definiert als die Prozentuale Teuerung dieses Warenkorbes. Dieser Wert dient dann als Richtwert für Zinsen, Mietsteigerungen und ähnliches. Wird der Warenkorb billiger, dann spricht man von einer Deflation, die, wie man in den 30er Jahren gesehen hat, auch ihre Risiken haben kann. Eine Wirtschaftsaufschwung wird of mit einer Inflation und ein Abschwung mit einer Deflation begleitet. Ein Abschwung verbunden mit einer Inflation nennt man eine Stagflation, ein Ereignis, dass unter der Regierung Schmidt zu bestaunen war.

Gefühlte Inflation
Die meisten Menschen bezahlen einen Teil der Kosten des Warenkorbes nicht bar, sie werden als Kosten einfach vom Lohn abgezogen. Man merkt die Kosten für das Monatsticket oder die Miete gar nicht, sie sind meist am selben Tag vom Konto abgebucht wie das Gehalt zugebucht wurde. So bleiben dem Normalverbraucher zum Vergleich der Preise ein reduzierter Warenkorb. Pommes, Kino, Cola und Bier sind die persönlichen Warenkorbinhalte. Man geht abends in die Kneipe und trinkt sein Bier.

Hier merkt man plötzlich, das Bier hat vor dem Euro Wechsel noch 1,80 DM gekostet jetzt sind es 2,20 Euro. Das ist dann eine Steigerung um über 100 Prozent. Gerade Produkte des täglichen Lebens orientieren sich mehr an optischen Werten als an realen Preisen. Der 1 Euro Laden war früher der 1 Mark Laden. Unter der gefühlten Inflation kann man aber auch die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben verstehen. Also, wie viel bleibt am Ende zur freien Verfügung. Und das wird offenkundig von Jahr zu Jahr weniger.

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