Das "Tagesgeldkonto" wird derzeit in der Werbung derart stark beworben, dass es schon fast zu einem geflügelten Wort geworden ist. Was aber verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff? Leider erklärt die Werbung in keinster Weise wie ein solches Tagesgeldkonto eigentlich funktioniert und viele Menschen haben daher das Problem, dass sie Angst haben, ihrem Geld könnte etwas zustoßen oder es handle sich um eine spekulative Anlage. Dass dem aber nicht so, ist wollen wir im Folgenden ebenso belegen wie wir auf die Frage eingehen wollen, was die Zinsen eines Tagesgeldkontos eigentlich beeinflusst. Das Produkt Tagesgeldkonto ist erst wenige Jahre alt - und das, obwohl es den Markt für Tagesgeld schon sehr viel länger gibt. Der Geldmarkt hat sich etabliert, weil die Banken bis zu seiner Einführung nur eine Anlaufstelle zur Aufnahme liquider Geldmittel hatten, die jeweilige Zentralbank.
Wenn sich die Banken aber nun untereinander Gelder leihen, das fand man schnell heraus, sind die Kosten deutlich niedriger, als wenn man einen Kredit direkt bei der jeweiligen Zentralbank, in unserem Fall der EZB (Europäische Zentralbank) aufnimmt. Wenn ein Kreditinstitut also nun feststellt, dass sich seine liquiden Mittel dem Ende zu neigen, wird es immer erst probieren, auf dem Markt für Tagesgeld die entsprechenden Mittel aufzunehmen, die EZB muss daher heute nur noch in den wenigsten Fällen wirklich zahlen. Um nun aber zu verstehen, wie die Zinsveränderungen bei einem Tagesgeldkonto hervorgerufen werden, muss man sich darüber im klaren sein, dass der EZB Leitzins, der EURIBOR (European Interbank Offered Rate) das Maß aller (Zins)Dinge ist.
Wenn die EZB es also teurer machen würde Geld zu erhalten, kann auch der Markt für Tagesgeld etwas anziehen, Hauptsache er ist noch günstiger als die EZB. Umgekehrt funktioniert das natürlich auch, senkt die EZB den Leitzins, fallen auch die Zinsen fürs Tagesgeld. Da wir jetzt den Zusammenhang zwischen dem Leitzins der EZB und dem Guthabenzins auf einem Tagesgeldkonto hergestellt haben, wäre es noch wichtig, zu erklären, wann die EZB den Leitzins überhaupt verändert. Durch eine Veränderung des Leitzinses hat die EZB die Möglichkeit, die Kredite insgesamt teurer werden zu lassen, was die Banken natürlich an ihre Kunden weitergeben. Die Wirtschaft wird dadurch nun in ihrer Investitionsfreude gehemmt und auch der private Konsum flaut ab.
Mit dem EURIBOR hat die Europäische Zentralbank also ein Instrument an die Hand bekommen, dass mächtig genug ist, über die Volkswirtschaft eines ganzen Kontinents zu bestimmen. Die EZB hat aber, im Gegensatz zur US-amerikanischen Notenbank FED, nicht die Aufgabe, die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes zu fördern (das tut sie nur nachrangig), sondern es gehört zu ihrer Hauptaufgabe, die Geldwertstabilität des EURO zu gewährleisten. Wenn also der EURO in Gefahr kommt an Wert zu verlieren, wenn in- oder deflationäre Tendenzen drohen, dann handelt die EZB, ein bloßes Abschwächen der Konjunktur würde aber kaum ausreichen, damit die EZB handelt.